Mörschwil im Spiegel der kirchlichen Lokalnamen
Unter diesem Titel orientierte auf Einladung des Ressorts Erwachsenenbildung David Kobler am 16. Mai dreissig Zuhörerinnen und Zuhörer im Mörschwiler Pfarreisaal über die spezifischen Bedeutungen zahlreicher Mörschwiler Lokalnamen, Strassennamen Weilernamen oder Flurnamen. Vielen sind diese Namen geläufig, ohne dass wir über ihre Herkunft und Bedeutung etwas wüssten.
David Kobler bezeichnet sich selbst als Archäologe ohne Schaufel. Der 53-jährige Mörschwiler recherchierte über viele Jahre, wieso Strassen, Weiler etc. im Dorf so heissen, wie sie heute noch heissen. In seinem Vortrag legte er einen Schwerpunkt auf solche Namen, die auf einen kirchlichen Hintergrund verweisen. Lokalnamen mit den Elementen «Kirche» oder «Kapelle» haben eindeutig einen kirchlichen Bezug. Oft sind sie verbunden mit dem entsprechenden Kirchengebäude, also zum Beispiel der Pfarrkirche Johannes der Täufer. «Kirchenäckerli» oder «Kirchenholz» verweisen auf entsprechende kirchliche Besitzstände, deren Ertrag der Kirche zustand.
Aber wer weiss heute noch von den Waldschwestern im Steinachtobel oder im Hundtobel? Gemeinschaften von Waldschwestern sind seit 1417 im Gebiet von Mörschwil bezeugt. Es handelte sich um religiöse Frauengemeinschaften ohne eine feste Klosterregel. Sie führten ein Leben in Keuschheit und materieller Genügsamkeit. Kirchengeschichtlich sind solche Frauengemeinschaften als Beginen bekannt. 1615 zogen sie in das Kapuzinerinnenkloster nach Rorschach.
In seinem Vortrag erläuterte David Kobler auch andere Namen im Dorf Mörschwil. Zum Beispiel weisen verschiedene Lokalnamen wie Riederen darauf hin, dass hier ursprünglich Sumpfgebiete lagen mit einem grossen Vorkommen an Schilfrohr und Schilfgras.
Manche Namen lassen keine eindeutige Herkunft erkennen. Stussehus etwa könnte auf das Vorkommen eines Strausses als Wappentier hinweisen, oder auf das schweizerdeutsche Wort «struss», was Zank und Streit bedeutet und die Streitlust des Namensträgers anzeigen könnte.
Und wer hätte gedacht, dass es um 1910 in Mörschwil einen Golfplatz gab? Es handelt sich um eine landwirtschaftlich genutzte Parzelle mit diesem Namen. Möglich, dass hier tatsächlich Golf gespielt wurde von vermögenden Stadtsanktgallern oder Gästen des Kurbetriebes Obere Waid, während sich Einheimische beim Schlägertragen und Bälle einsammeln profilieren konnten.
Manche Namen schliesslich verweisen auf Gewerbe, die in Mörschwil betrieben wurden. An die Mühlen in Mörschwil werden sich wohl nur wenige erinnern können. Aber viele Namen verweisen auf ein Vorkommen: Meggenmüli, Müllerholz oder Müllerli.
David Kobler fesselte die Zuhörerinnen und Zuhörer mit seinen detaillierten Kenntnissen und oft verblüffenden Hinweisen auf die Bedeutungen der zahlreichen Lokalnamen. Die Geschichte Mörschwils wurde so auf eine markante und ungewöhnlich anschauliche Weise lebendig. Es lohnt sich, bei den nächsten Spaziergängen durch Mörschwil, immer wieder auf die Stassennamen zu achten und mit ihnen diese vielseitige Geschichte mitzuerleben.
Seine detaillierte Analyse findet sich in dem Buch, David Kobler, Mörschwil im Spiegel der Lokalnamen. Es ist bei der Mörschwiler Gemeindeverwaltung erhältlich.
Bericht: Bernd Ruhe