Am Samstag, 18. März 2023, lud das Ressort Erwachsenenbildung zu einer Führung ins Stiftsarchiv St. Gallen ein. Remo Wäspi, der Historiker im Ressort Erwachsenenbildung, freute sich, den 15 teilnehmenden Mörschwilerinnen und Mörschwilern den stellvertretenden Stiftsarchivar Dr. Jakob Kuratli vorstellen zu dürfen.
Jakob Kuratli führte uns zuerst auf sehr spannende, abwechslungsreiche und informative Weise durch die aktuelle Ausstellung des Stiftsarchivs zum Thema Nahrung, Kleidung und Altersvorsorge im Mittelalter. Anschliessend zeigte er uns verschiedene Original-Dokumente aus der über 1200jährigen Mörschwiler Geschichte. So sahen wir beispielsweise jene kleine (37,8 x 9,4cm) originale Pergament-Urkunde, in welchem Mörschwil erstmals schriftlich erwähnt wurde. Jakob Kuratli freute sich, dass das neue Wohn- und Pflegezentrum von Mörschwil «maurini» heisst – also genau so, wie Mörschwil in diesem Pergament bezeichnet wurde.
(Foto: Die erste urkundliche Erwähnung von Mörschwil am 16. Februar 811 «in vilare nuncupato maurini» (gelb hervorgehoben). Quelle: David Kobler, Mörschwil im Spiegel der Lokalnamen, Mörschwil 2020, S. 12; zur Vergrösserung bitte auf das Foto klicken. Die Originalquelle finden Sie hier.)
Eine weitere Originalquelle, die grosse Aufmerksamkeit fand und von den Teilnehmenden genau unter die Lupe genommen wurde, war die Karte aus dem Lehenbuch von Mörschwil von 1779. Darin sind die Ländereien, die dem Kloster St.Gallen gehörten bzw. zins-/zehntpflichtig waren, in Text- und Kartenform umschrieben. Starkes Interesse galt der Frage, wo und welche Gebäude damals schon standen.
(Foto: Tafel XV aus dem Lehenbuch von Mörschwil: StiASG, Bd. LA 52; zur Vergrösserung bitte auf das Foto klicken. Den Link zu diesem Werk in der Archivdatenbank des Stiftsarchivs finden Sie hier.)
Neben zahlreichen weiteren Originalquellen zeigte uns Herr Kuratli dann auch noch einen Visitationsbericht des Abtes von St. Gallen, in welchem damalige Mörschwiler Zustände gerügt wurden. So liest man beispielsweise in diesem Bericht aus dem Jahre 1730, dass man in Mörschwil mit Trommeln und Pfeifen in die Kirche gehe, dass allzu oft Trinkgelage und Tanzvergnügen stattfinden, dass das Kartenspiel überhandgenommen habe, dass die Knaben und Mädchen am Abend zu spät nach Hause gehen, dass die Jungs in der Nacht Lärm und Geschrei veranstalten und so die Nachtruhe stören, dass man Mosterei an Sonntagen und Feiertagen betreibe und dass der Weibel zu nachlässig sei, um die Missbräuche zu ahnden.
Die Führung schloss mit einem gemütlichen Beisammensein im Café Gschwend, bei dem wir die vielen Eindrücke des Vormittags revue passieren liessen. Herzlichen Dank an Remo Wäspi für die Organisation dieses wunderbaren Anlasses!