Veranstaltungsreihe „Lectio divina & Bibliolog“

Biblische Texte lesen – bedenken – diskutieren

In dieser Veranstaltungsreihe, die in Mörschwil schon eine längere Tra­di­tion hat, lassen wir die Bibel auf uns wirken. Aber nicht die ganze heilige Schrift aufs Mal. Sondern kurze Pas­sagen aus ei­nem bestimmten Zusammenhang. Und genau eine Stunde lang. Was nicht ausschliesst, dass einem der Text dann noch länger durch den Kopf geht.

Die aktuelle Reihe trägt den Titel „Licht für die Völker“.

Ab Ende November lesen wir in der Lectio divina die alttestamentlichen Lesungen der vier Adventssonntage im Lesejahr B. Sie deuten auf spezielle Art die Ankunft Gottes an. Mit ihnen wollen wir uns bis zum Jahresende beschäftigen.

Termine siehe unten – aber zunächst:

Was ist eigentlich eine „Lectio divina“ oder ein „Bibliolog“?

Die Lectio divina ist ein sehr einfacher Weg, die Bibel kennenzulernen. Voraussetzung ist allein die Freude am Lesen und Entdecken des Textes, und am gegenseitigen Austausch darüber, was beeindruckt, irritiert oder ermutigt. Im Prozess geleitet uns die moderne Form eines – wie der Name schon vermuten lässt – höchst traditionsreichen Verfahrens, die Bibel als lebendige Quelle zu nutzen, die eigene Gottesbeziehung immer wieder neu zu entdecken und dabei zugleich aus den Einsichten anderer etwas für sich zu gewinnen.

Der Bibliolog lässt die Bibel lebendig werden, weil jede und jeder von uns etwas zu ihr zu sagen hat. Die Teilnehmenden werden angeregt, sich in verschiedenste Gestalten oder Situationen eines jeweils ausgewählten biblischen Textes hineinzuversetzen. In diesen Rollen füllen sie die „Zwischenräume“ des Textes mit eigenen Ideen. Man tritt im wahrsten Sinne in ein Zwiegespräch mit der wichtigsten Textsammlung des Christentums – und ins Gespräch miteinander über Eindrücke, Merkwürdigkeiten und Inspirationen.

Warum bieten wir zwei Formate an?

Während der Corona-Lockdowns sind wir mit dem Format ‚Lectio divina‘ notgedrungen auf eine Videokonferenz-Lösung im Internet umgestiegen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass diese Zoom-Sitzungen bestens geeignet sind, um sich in einem überschaubaren Personenkreis über einen biblischen Text auszutauschen. Auch ermöglichen sie es Interessierten von weiter her, an den Anlässen teilzunehmen. Wir bieten die auch einzeln besuchbaren Veranstaltungen darum sowohl ‚vor Ort‘ (Jumaheim bzw. Pfarreisaal) als auch per Videokonferenz an.

Zoom-Zugang bitte bei Bernd Ruhe telefonisch (071 866 12 65) oder per E-Mail (bernd.ruhe@pfarrei-moerschwil.ch) anfordern.

Wenn Sie die jeweils gelesene – bedachte – diskutierte Bibelstelle gerne schon vor der Veranstaltung kennenlernen möchten, folgen Sie einfach unten dem jeweiligen Link.

  • «Dinge, die wir nicht erwarteten»
    Jesaja 63,16-64,7

    • Di., 28. November, 19-20 Uhr, Lectio divina im Pfarreisaal
    • Do., 30. November, 19-20 Uhr, Lectio divina als Zoomsitzung

Der Bibeltext ist ein Klagegebet, in dem sich das ganze Volk Israel an seinen Gott wendet. Der mit einem Psalm vergleichbare Text reagiert auf die Eroberung Jerusalems durch die Babylonier im Jahr 587 v. Chr. Es war eine der schwersten Erschütterungen in der israelischen Geschichte. Viele fragten sich, was das noch alles mit Gott zu tun haben könnte. Hat er sich von seinem Volk zurückgezogen?

  • «Gewänder des Heils»
    Jesaja 61,1-11

    • Di., 12. Dezember, 19-20 Uhr, Lectio divina im Jumaheim
    • Do., 14. Dezember, 19-20 Uhr, Lectio divina als Zoomsitzung

Prophet Jesaja beschreibt seine Berufung und den von Gott verliehenen Auftrag, den Armen Frohbotschaft zu verkünden, Gefangene zu befreien und den Trauernden Trost zu bringen. Er prophezeit die Wiederherstellung Jerusalems und die Freude des Volkes Gottes durch Gottes Eingreifen in ihrer Geschichte.

  • «Helles Licht»
    Jesaja 9,1-6

    • Di., 19. Dezember, 19-20 Uhr, Lectio divina im Jumaheim
    • Do., 21. Dezember, 19-20 Uhr, Lectio divina als Zoomsitzung

Prophet Jesaja prophezeit die Ankunft eines großen Lichts inmitten der Dunkelheit für das Volk Israel. Er kündigt die Geburt eines besonderen Kindes an, das als „Wunderbarer Ratgeber, Mächtiger Gott, Ewiger Vater, Friedefürst“ bezeichnet wird.

Lectio divina per Zoom

«Basis der letzten Lectio divina-Runde waren die Texte zur Steinigung des Stephanus Apg. 6.8 – 7.60, in denen Stephanus wegen seines Zeugnisses über Jesus Christus der Lynchjustiz von Juden aus der Diaspora zum Opfer fällt. Zoom ermöglichte, dass auch Teilnehmer aus weit entfernten Gebieten dabei sein konnten; unsere beiden sehr kundigen Bibelexegeten Bernd Ruhe und Kuno Füssel (aus dem Gebiet Trier, ehemals Lehrer von Bernd Ruhe und Mitarbeiter von Karl Rahner) gaben tiefe und interessante Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Texte und über die damaligen Verhältnisse im Orient. Die Teilnehmerzahl von 8 – 10 Personen ermöglichte einen sehr persönlichen, den Glauben vertiefenden Austausch. Eine ausgezeichnete, innovative Art der Glaubensverkündigung.»

Roman Rieger sen., Mörschwil

Bibliolog

«Durch den Bibliolog wird man zu einem Teil der Geschichte und kann mit den Personen mitfühlen. Dadurch wird es intensiver und man versteht im Nachhinein die Reaktionen beziehungsweise den Inhalt der Geschichte viel besser. Jeder kann seine Meinung kundtun und es gibt kein richtig und kein falsch. So öffnen sich neue Blickwinkel und man sieht die Situation plötzlich aus einer ganz neuen Sicht. Für mich ist es eine tolle Abwechslung und es herrscht eine entspannte, lockere und ungezwungene Atmosphäre, in der es auch Platz für erheiternde Momente hat.»

Irina Wagner, Mörschwil